Regionalliga Reform & Covid-19

von Christian Novak

(novi) Angestoßen wurde die Westliga-Reform vom Tiroler Fußballverband mit Unterstützung aus Vorarlberg. Ausschlaggebend war nicht der sportliche, sondern vielmehr ein wirtschaftlicher Aspekt. Besonders hohe (Fahrt-)Kosten wurden beklagt, und dass die Zuschauerzahlen trotz lokaler Derbys in Tirol sehr niedrig waren. Auch ein größerer Sponsorenzuspruch sollte durch die Reform ermöglicht werden. Der gemeinsame Tenor ergab sich aus dem Ziel, die Liga spannender zu gestalten – sowohl für die Fans auf der Tribüne als auch für die teilnehmenden Vereine.


Während in den 50er Jahren die Tauernliga Nord und Arlbergliga separat ausgespielt wurden, gingen ab 1960/61 alle drei Bundesländer gemeinsam auf Punktejagd. Nach moderaten Überarbeitungen des Modus (von 1974 bis 1995) wurde ab der Saison 1996/97 die Regionalliga West mit 16 Mannschaften fixiert – insgesamt 23 Saisonen lang hielt man an diesem Ligaformat fest, bevor die aktuelle Reform beschlossen wurde.


Mit der Entwicklung der Westliga-Reform betraut war die niederländische Consulting-Firma Hypercube zusammen mit einer ÖFB Arbeitsgruppe. Die Zielvorgabe beinhaltete eine Annäherung an die Bundesliga und die Planung eines Modus mit einem Aufstiegs-Playoff der Besten im jeweiligen Landesverband. Das Resultat war die Westliga-Reform, die am 14. Dezember 2018 – auf Antrag des Tiroler Fußballverbandes (als Bewerbsführer der Regionalliga West) und gegen die Stimme von Salzburg – vom ÖFB-Präsidium abgesegnet wurde. So entzweite der finale Entstehungsprozess der Regionalliga-Reform das Unterhaus und vor allem die drei Verbände.
„Wir vertraten unsere Salzburger Vereine, die sich allesamt für den Erhalt der bestehenden 16er-Liga aussprachen“, erklärt Peter Haas, GF des Salzburger Fußballverbandes, seine Position: „Wir hatten bereits sieben Mannschaften gestellt und genügend Lokalderbys ausgetragen, und über Reisekosten wurde bei uns nie diskutiert. Schließlich haben wir uns dem demokratischen Prinzip gebeugt.“ Horst Elsner, GF des Vorarlberger Fußballverbandes, hingegen meint: „Wir hatten sehr hohe Kosten und zu wenige Zuseher. Aus sportlicher Sicht waren wir sehr gut, finanziell war die Liga aber unattraktiv, deswegen waren wir für die Reform.“

DER NEUE MODUS
Das überarbeitete Format wurde folglich auf Mehrheitswunsch beschlossen. Tatsächlich verspricht der neue Modus Spannung. Im Herbst spielen zehn Vereine im Landesverband eine Hin- und Rückrunde (Vierte Leistungsstufe ÖFB). Die zwei bestplatzierten aus Tirol, Vorarlberg und Salzburg steigen in die Regionalliga West (Frühjahr/Dritte Leistungsstufe ÖFB) auf. Die übrigen acht Vereine spielen im Frühjahr im Landesverband weiter, ausgehend von 50 % der Herbstpunkte. Der Meister aus der Regionalliga West steigt in die Zweite Liga auf, sofern er die Lizensierungsbestimmungen des ÖFB erfüllt. Die fünf verbleibenden Mannschaften kehren anschließend in ihre Landesverbände zurück.

DIE ZWISCHENBILANZ
Nicht nur das Format überzeugt die Kritiker, auch das Niveau der neuen Liga. Die ehemaligen Regionalliga-Vereine konnten nicht, wie von vielen Fans und der Presse kolportiert, die Punkte „nur abholen“.GF Horst Elsner zeigt sich zufrieden: „Das Feedback von den Vereinen und Zusehern ist durchwegs positiv. Das sportliche Niveau ist gestiegen und von der Vorarlberg-Liga (Fünfte Leistungsstufe) wollen einige aufsteigen. Die Vereine finden auch eine zeitgemäße Struktur und Vermarktung vor (etwa durch den Livestream des LÄNDLE TV und VN.at als Ligasponsor).“


Auch in Tirol fällt die erste Bilanz positiv aus. Mag. Wolfgang Suitner, Vizepräsident des TFV und zuständig für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, berichtet: „Das Feedback zur Reform ist von allen Seiten sehr gut. Für eine objektive Bewertung fehlt uns aber leider die Spielzeit aus dem Frühjahr 2020, deswegen hoffen wir auf eine reguläre Meisterschaft 2021.“


Die vorherrschende Pandemie machte nämlich auch vor dem Fußball nicht Halt. Mitte Oktober traf das Coronavirus einige SVG-Reichenau-Spieler. Nach gesetzlicher Quarantäne und nur einer Trainingseinheit meldete sich die Kampfmannschaft am 24. Oktober 2020 zurück. Der FC Kitzbühel brach aufgrund eines Corona-Falles im engeren Familienkreis eines aktiven Spielers den Spielbetrieb ab.


DER FAHRPLAN 2021
Die Pandemie wird also auch 2021 den Spielablauf maßgeblich mitbestimmen. In Vorarlberg sind noch zwei Spiele (FC Röthis gegen FC Wolfurt und Austria Lustenau Amt. gegen VfB Hohenems) der Hinrunde offen, die am 13. März 2021 nachgeholt werden. Anschließend wird die Meisterschaft abgebrochen und eine Wertung nach der Hinrunde erstellt, so einstimmig vom Verbandsvorstand beschlossen. Der FC Lauterach führt derzeit vor dem VfB Hohenems.


In Salzburg wurde am 23. Oktober 2020 die Meisterschaft unterbrochen, während in Tirol noch gespielt wurde. Für eine Wertung nach einem Durchgang fehlt jedoch das Spiel Grödig gegen SAK, für eine 14-Runden-Wertung (Wunsch der 10 Vereine via Videokonferenz) fehlen zusätzlich noch drei Spiele. Die Runden, die nicht vollständig ausgespielt sind, werden gestrichen und die Meisterschaft abgebrochen. „Am 6. März 2021 werden wir, sofern es Corona zulässt, mit den Nachtragsspielen beginnen und am 20. März 2021 mit der Regionalliga West. Egal, wie fertiggespielt wird, der SV Kuchl und Austria Salzburg sind qualifiziert“, so Peter Haas zur derzeitigen Lage bei den Salzburgern.


Der Tiroler Fußballverband agiert laut Präsidiumsbeschluss vom September („Sonderregelung Covid-19 TFV“). Jeder Verein muss zumindest einmal gegen jeden anderen Verein gespielt haben, wobei noch zwei Spiele aus der Hinrunde (SV Wörgl gegen FC Kufstein und Schwaz gegen Hall) fehlen. „Sollte es Corona und der Gesetzesgeber erlauben, möchten wir von 20. Februar bis 13. März 2021 alle fehlenden 16 Spiele bzw. 18 Runden nachgetragen bzw. absolviert haben“, blickt Mag. Wolfgang Suitner vorsichtig in die nahe Zukunft. Sollte vorher abgebrochen werden, zählt der Tabellenstand von mindestens 14 Runden zum Zeitpunkt des Abbruches. Die Aufsteiger in Tirol stehen noch nicht fest.


UND WEITER?
Der Regionalligavertrag läuft bis 30. Juni 2021. Die Salzburger Vereine tendieren in Folge des Ablaufes auf ein eigenes Spielformat – ganz nach dem Motto „Heute an (über-)morgen denken“, wie ein Eintrag auf der SV-Seekirchen-Facebookseite verlautbaren lässt.

Hinweis > Spieltermine, Befragung update 7. Jänner 2021