Fußball

Von Christian Novak

Thema des Tages 6. April Einen Schritt zurück, zwei nach vorn!

(Novi) Im Jänner 2021 wurde der Spieler Karim Conte von der Vereinsführung mit sofortiger Wirkung freigestellt. Der Grund für die Entlassung war sein Fehlen bei Mannschaftsterminen und dass er einen Tag zu spät zum Trainingsauftakt kam. Der Sportvorstand erklärte hierzu: „Der FC Wacker Innsbruck steht für Verlässlichkeit, Professionalität, Respekt und Disziplin. Karim hat mit seinem Fehlverhalten in den vergangenen Monaten wiederholt gegen diese Werte verstoßen.“

Ich frage mich langsam, wer hat da wirklich gegen die Werte verstoßen? 

Ein x-beliebiger Spieler, der aus einer ganz anderen Kultur kommt, oder eine Tivoli-Legende, die 2015 vom Land Tirol eingesetzt wurde und eine Mission 2020 mit einer Europacupteilnahme aussprach? Liebe Leute – damit meine ich einen Teil des alten Vorstandes – stellt euch den Tatsachen, seid ehrlich zu euch selbst und vor allem zum Fußballverein FC Wacker Innsbruck. Die noch verbleibenden Fans, Mitglieder, Sponsoren, Zulieferer und die Tivoli Nord haben sich eine Antwort verdient. Egal ob die Antwort schmerzhaft ist oder nicht.

Bei der Choreografie „30 Jahre Verrückte Köpfe“ bekam ich Gänsehaut. Ich selbst verbrachte meine Jugend auf der alten Tivoli Nord – die alten Wellenbrecher, der Zaun, der eigene Invicata-Rucksack, der Fischerhut und die Zaunfahne der Verrückten Köpfe in der Mitte der Tivoli Nord. Meine ersten drei Obmänner waren Amann, Mair und Bodenseer. Zur Jahrtausendwende kamen Kerscher und Bruckmüller. Nach dem Konkurs folgten Stocker – vor Gerhard ziehe ich immer noch meinen Hut – und Plattner. Gunsch versuchte, den Verein erstmals als Unternehmen zu führen. Mit Sicherheit hat jeder Obmann alles für den Verein getan. In Summe sind aber alle Protagonisten gescheitert. Deswegen bin ich mittlerweile der Meinung, dass das ehemalige Tiroler Fußball-Flaggschiff nur noch ein kompletter Amateurbetrieb mit einer schlanken Struktur retten kann. Da die zweite Mannschaft bereits in der Regionalliga Tirol (4. Leistungsstufe) spielt, könnte man möglicherweise relativ unkompliziert in den Amateur-Status wechseln. Und zum Thema Heimspiele: Da bin ich irgendwie optimistisch, dass sich die Politik in der Landeshauptstadt eine Lösung einfallen lässt – es geht auch um die Sportstadt Innsbruck. Heimspiele am W1-Platz mit dem altbekannten Wackerzelt hätten definitiv ihren Reiz. Und da ich ja ein alter Nostalgiker bin – mit Spielbeginn am Samstag um 15.30 Uhr.

Thema des Tages 7. Oktober 2021 Der FC Wacker Innsbruck muss zurück zum Verein

(novi) Ein kurzer Überblick: 13 Trainer in zehn Jahren – Daniel Bierofka wurde heute beurlaubt –, eine Saison Bundesliga in acht Jahren, ständig Gast im eigenen Stadion und dazu noch dubiose Geldgeber – im Fachjargon besser bekannt als „Investoren bzw. Kernmitglieder aus dem Ausland“. Kann ein Fußballverein so funktionieren? Klare Antwort: Nein! 

Wir haben in Tirol 151 gemeldete Fußballvereine. Ich traue mich zu behaupten, dass 150 davon sehr wohl von der Gemeindepolitik unterstützt werden und ihre Vereinsfarben auf Dauer auf dem Stadiongelände hängen werden. Und außerdem: Ihre Einnahmen kommen großteils von lokalen Sponsoren und am Spieltag von der Kantine. Ich selbst war bei der Planung des neuen Tivoli Stadions noch Schüler und durfte die Meisterschaft 2000 im alten Tivoli auf der Nordtribüne miterleben, die zwei darauffolgenden Meisterschaften samt Europacup im neuen Tivoli Stadion. Vielleicht ist der Rucksack – Stadionmiete am Spieltag, Trainingsinfrastruktur W1, wo zig andere Sportvereine trainieren, die externe Verpflegung am Spieltag – doch zu groß für den Verein FC Wacker Innsbruck. Viele der Ligakonkurrenten haben in dieser Causa einiges mehr Spielraum. Ein Beispiel ist ein Traditionsverein aus Oberösterreich, der bereits seit Monaten sein kleines Stadion umbaut. Oder ein Stadtverein aus der Steiermark verwirklicht in Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedern ein neues Fan-Center. 

Möglicherweise baut ja der russische Investor mit seinem Vertrauensmann auch ein Fan-Center oder ein neues Trainingszentrum? Die Zukunft wird es zeigen. Meine Vision lautet nicht Aufstieg oder Europa League (Anm. „Vision 2020“ beim Amtsantritt von Wacker-General-Manager im Jahr 2015), sondern: Irgendwann genieße ich am Wacker-Spieltag in der eigenen schwarz-grünen Vereinskantine ein Bier mit Bratwurst. Und sollte es die Möglichkeit geben, übernehme ich gerne einen Dienst an der clubeigenen schwarz-grünen Schankanlage. Na dann Prost!

Thema des Tages 19. Juli 2021 Nach „Piefke-Saga“ kommt „Russen-Sage“

(Novi) Wie weit müssen Vereinsfunktionäre gehen, um mit einem interessierten Geldgeber an einen Verhandlungstisch zu gelangen? Sehr weit. Sogar weit über die Landesgrenzen hinaus, bis nach Russland. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist nicht möglich, heimische Privatunternehmen davon zu überzeugen, dass der FC Wacker Innsbruck einer der wichtigsten Fußballvereine in Tirol ist. Es geht um 17 Mannschaften, um zirka 350 aktive Spielerinnen und Spieler, um eine 100-jährige Vereinsgeschichte – kurzum, um Breitensport. Und genau dieser garantiert Erfolg. 

Nicht zu vergessen ist auch die lebendige Fankultur, welche vom alten Tivolistadion bis zum Innsbrucker Stadtderby in die Gegenwart reicht. Der Support am vergangenen Freitag in der Reichenau war friedlich. Die aktive Fanszene (Tivoli Nord) gehört seit mittlerweile 30 Jahren zum FC Wacker Innsbruck wie das Amen im Gebet. Und genau diese Attribute interessieren aber einen russischen Investor nicht. Er schaut natürlich auf seine Marie, aber ob er jemals auf das große Ganze schauen wird, wird uns die Zukunft zeigen. 

Die schwarzgrünen Fanclubs, die Mitglieder, die Nachwuchsabteilung u. v. m. werden auch diesen zwielichtigen Geldgeber (der Spiegel und das Magazin 11 Freunde widmeten dieser Person bereits einige Seiten) überleben. Nach Klaus Mair Mitte der 90er Jahre, Robert Hochstaffl & Co. zur Jahrtausendwende und zuletzt der Hamburger Kaufmannsfamilie geht die altbekannte „Seifenoper der Tivoli-Finanzjongleure“ in die vierte Runde. Für mich als Wacker-Mitglied zählt mehr denn je: „Wahre Liebe kennt keine Liga – mit oder ohne russischen Rubel.“ 

Thema des Tages 19. April 2021 Super-League Lokaler Fußball statt Sky • sportszene.tirol

(Novi) Von „A“ wie Arsenal bis „T“ wie Tottenham. Die Idee einer europäischen Super-League schlug ein wie eine Bombe. Doch die zwölf Vereine gehören seit Jahren bereits China, Russland oder den USA und schon lange nicht mehr den Vereinsmitgliedern. Das Wort „Statuten“ ist ein Fremdwort. Das Ziel „maximaler Profit“ die Absicht. Was mich aber am meisten zum Nachdenken bringt, ist die Tatsache, dass durch Corona und diese „Investoren-Modelle“ die europäische Fußballkultur auf der Strecke bleibt: ob Sitzplatz oder Steher, jahrzehntealte Zaunfahnen oder Kuttenträger, Ultrabewegung oder Doppelhalter, die Stadionwurst mit Bier, eine geregelte Jahreshauptversammlung oder eine Anstoßzeit am Samstag zwischen 14 und 19 Uhr, der Support aus den Rängen geht verloren.
Durch E-Games (Beispiel Wacker) und die Super-League (Abnehmer Pay-TV) werden der heutige Fan und vor allem unsere Kinder direkt auf die Wohnzimmer-Couch verfrachtet. Bewegung, soziale Kontakte und ein Vereinsleben sind passé.


Die Frage, die sich aufdrängt, lautet: Sollen wir eine Super-League nicht verhindern oder müssen wir das? Können wir sie überhaupt verhindern? Es gibt genügend Kunden, die bereit sind, monatlich ein paar Euros für ein Pay-TV-Abo auszugeben. Für mich persönlich zählt an Tagen wie diesen aber folgendes Motto umso mehr: „Support your local club, not Sky Sport.“

Thema des Tages April 2020 Der Fußball wird Covid-19 überleben

(Novi) Kinder, Eltern, Trainer, Funktionäre, Spieler und Helfer sehen sich derzeit mit der Frage konfrontiert: „Wie geht es mit dem Fußball nach COVID-19 weiter?“ In vielen Telefongesprächen mit Freunden aus verschiedenen Vereinen hörte ich immer wieder: „Was sollen unsere Kids in Zukunft machen?“ Eine überwältigende Mehrheit ist sich einig: Man vermisst das Vereinsleben, insbesondere die sozialen Kontakte in der Kantine. Wie auch immer sich das ÖFB-Präsidium über die Zukunft entscheiden wird, es wird eine der schwierigsten Beschlussfassungen der letzten Jahrzehnte.

Aus meiner Sicht sinnvoll erscheint mir in Anbetracht der aktuellen Lage, das Buch von hinten zu lesen. Man stelle sich vor: Die gesamte Nachwuchsabteilung eines beliebigen Vereines besteht aus über 200 Kindern. Das sind 200 Kinder, die mindestens zweimal pro Woche trainieren, die sich jedes Wochenende treffen und die auch abseits des Fußballplatzes Freunde geworden sind. Es scheint unvorstellbar für diese Kinder, ihre Familien und alle Beteiligten, dass es für den Nachwuchs erst im Frühjahr 2021 weitergehen könnte. Man bedenke zudem, dass die Kantinen und somit der ganz normale Spielbetrieb die größte, oft auch einzige regelmäßige Einnahmequelle (Cashflow) der zahlreichen Unterhaus-Vereine sind. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht steht fest: Kein Unternehmen der Welt kann überleben, wenn es sein Produkt nicht herstellen kann.

Sowohl aus sportlicher wie auch wirtschaftlicher Sicht erwarten viele Vereine eine vernünftige Lösung. Ohne einen Kompromiss zu treffen, werden wir diese aktuelle Krise nicht meistern können.